Mit Ich-Botschaften vom Vorwurf zur Verbindung

Mit Ich-Botschaften vom Vorwurf zur Verbindung: Definition, Aufbau & 6 konkrete Beispiele

Viele Menschen – du wahrscheinlich auch – nutzen oft Du-Botschaften wie „Du hörst nicht zu“ oder „Du bist zu spät“. Dadurch fühlt sich das Gegenüber häufig angegriffen. Und macht nicht selten dicht oder schießt zurück. Ich-Botschaften bewirken genau das Gegenteil: Sie helfen dir, klar zu sagen, was du fühlst oder brauchst. – Jedoch ohne dein Gegenüber anzugreifen. Denn das „Ich“ am Satzanfang zeigt: Du bleibst bei dir und deiner eigenen Wahrnehmung.

In diesem Artikel zeige ich dir, was Ich-Botschaften sind und welche Vorteile sie dir bringen. Außerdem lernst du an 6 konkreten Beispielen aus dem Arbeits- und Beziehungskontext, wie sie aufgebaut sind und wie du Du- in Ich-Botschaften umformulierst.  

Das Wichtigste zu Ich-Botschaften auf einen Blick

  • Bei Ich-Botschaften sprichst du aus deiner Perspektive und bleibst bei deiner subjektiven Wahrnehmung. Daher wirken Ich-Botschaften deeskalierend.
  • Du-Botschaften sind Interpretationen und klingen schnell wie ein Vorwurf, wodurch sich dein Gegenüber womöglich angegriffen fühlt.
  • Essenziell ist deine Haltung hinter Ich-Botschaften: Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern verschiedene Meinungen.
  • Um Ich-Botschaften zu formulieren, helfen dir diese 4 Bausteine: Beobachtung machen, Gefühl nennen, Grund äußern und Wunsch aussprechen.
  • Ich-Botschaften sind für jede Art von Gespräch wertvoll. – Im privaten Bereich genauso wie im beruflichen Kontext.

Inhalte

Definition: Was sind Ich-Botschaften?

Bei Ich-Botschaften sprichst du aus deiner Perspektive. Sie sind also eine Form der Kommunikation, bei der du von deiner subjektiven Wahrnehmung ausgehst. Alles andere ist nämlich eine Vermutung oder Interpretation, wodurch sich dein Gegenüber eher angegriffen fühlt.

Ein einfaches Beispiel: Statt „Du bist so laut.“ sagst du: „Ich merke, mir ist das zu laut.“

Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern nur meine und die ist subjektiv.

Wichtig ist mir, dass für Ich-Botschaften allein das Wort „Ich“ am Satzanfang nicht ausreicht. Es geht genauso um die Haltung dahinter, die du verstehen sollest: Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern verschiedene Meinungen. Und diese bewerten wir weder als richtig noch als falsch.

Ich-Botschaften nach Schulz von Thun

Im Vier-Ohren-Modell von Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun besteht jede Botschaft aus diesen 4 Ebenen: Sachinhalt, Appell, Beziehung und Selbstoffenbarung.

Ich-Botschaften sind für die Selbstoffenbarung relevant: Hier sprichst du über deine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse. Machst du das aus deiner Sicht, passiert es losgelöst von anderen Menschen und irgendwelchen Vermutungen oder Vorwürfen.  Das schafft Klarheit und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.

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Du- und Ich-Botschaften: Was ist der Unterschied?

Der große Unterschied zwischen Du- und Ich-Botschaften liegt im Fokus: Bei Du-Botschaften richtest du den Blick nach außen. Nämlich darauf, wie sich dein Gegenüber verhält und äußert. Das wirkt oft bewertend oder vorwurfsvoll.

Bei Ich-Botschaften dagegen richtest du den Blick nach innen und bleibst bei dir. Durch diese Formulierung machst du deutlich, wie du eine Situation erlebst und was du fühlst, ohne dein Gegenüber anzugreifen. Ich-Botschaften wirken daher deeskalierend.

Ein Beispiel: Die Aussage „Du bist total abgelenkt!“ klingt wie ein Vorwurf. Formulierst du sie um in „Ich fühle mich übergangen, wenn du auf dein Handy schaust.“ bleibst du bei deiner subjektiven Wahrnehmung. Statt Schuld zuzuweisen, übernimmst du so die Verantwortung für deine Gefühle und Bedürfnisse.

Was ist der Unterschied von Du- und Ich-Botschaften?

Warum Ich-Botschaften wertvoll sind – die Vorteile

Für mich als Expertin für Kommunikation sind Ich-Botschaften absolut wertvoll, um Gespräche auf Augenhöhe zu führen. Sie bringen dir nämlich diese Vorteile:

1. Vorteil: Du kommunizierst klar, ohne zu verletzen.

Mit Ich-Botschaften bleibst du bei deiner Sicht der Dinge und drückst trotzdem klar aus, was in dir vorgeht. Das schafft Verbindung und Raum für echten Austausch.

2. Vorteil: Du deeskalierst schwierige Situationen.

Besonders schwierige Gespräche und Konflikte löst du durch Ich-Botschaften friedvoll und im Miteinander oder vermeidest sie sogar.

3. Vorteil: Du stärkst deine Selbstwahrnehmung..

Durch Ich-Botschaften reflektierst du dich bewusster: Was fühle ich gerade? Was brauche ich? Allein diese Fragen zu stellen, bringt dir schon mehr Klarheit.

3 Vorteile von Ich-Botschaften

Ich-Botschaften formulieren: der Aufbau mit 4 Bausteinen

Ich-Botschaften bestehen aus 4 klaren Bausteinen. Sie helfen dir, strukturiert und wertschätzend auszudrücken, was in dir vorgeht und gleichzeitig bei dir zu bleiben.

Dabei muss nicht jeder Satz lehrbuchmäßig aufgebaut sein. – Vielmehr zählt deine innere Haltung.

1. Baustein der Ich-Botschaft: Beobachtung

Du beschreibst neutral, was passiert ist.

Ein Beispiel: „Du hast mehrmals im Gespräch auf dein Handy geschaut.“

2. Baustein der Ich-Botschaft: Gefühl

Du sagst ehrlich, wie du dich gerade fühlst.

Ein Beispiel: „Ich fühle mich so nicht ernst genommen.“

3. Baustein der Ich-Botschaft: Grund

Du benennst, was du brauchst oder was dir wichtig ist, um dein dahinterliegendes Bedürfnis zu erfüllen.

Ein Beispiel: „Mir ist nämlich wichtig, dass wir uns gegenseitig zuhören.“

4. Baustein der Ich-Botschaft: Wunsch

Du formulierst einen konkreten und realistischen Wunsch, um die Situation zu verbessern.

Ein Beispiel: „Kannst du versuchen, beim nächsten Mal, wenn ich mit dir spreche, nicht auf das Handy zu schauen?“

Die 4 Bestandteile einer Ich-Botschaft

6 konkrete Beispiele für Ich-Botschaften: So wandelst du Du- in Ich-Botschaften um

Damit du Ich-Botschaften leichter in deinen Alltag einbaust, bekommst du 6 praktische Beispiele aus verschiedenen Situationen. Dabei lernst du auch, wie du Du- einfach in Ich-Botschaften umwandelst.

Zu den Beispielen aus dem Arbeitskontext habe ich noch diesen Hinweis: Von meinen Kund:innen bekomme ich mit, dass sie die eigenen Gefühle im beruflichen Kontext oft als unpassend empfinden. Gleichzeitig kann es sowohl bei dir als auch bei deinem Gegenüber für mehr Klarheit und eben auch Verbindung sorgen, da du dich zeigst. Schau also individuell, was für dich passt und ob du deine Gefühle teilst oder nicht.

1. Beispiel für Ich-Botschaften auf der Arbeit

Bei einem Meeting unterbricht dich ein Teammitglied mehrmals.

Du-Botschaft: „Du hörst mir nie zu.“

Ich-Botschaft: „Du unterbrichst mich. Ich fühle mich dadurch übergangen, weil mir ein respektvoller Austausch wichtig ist. Bitte lass mich aussprechen.“

2. Beispiel für Ich-Botschaften auf der Arbeit

Zu einem Termin kommen deine Kolleg:innen später als vereinbart.

Du-Botschaft: „Ihr kommt viel zu spät!“

Ich-Botschaft: „Ihr seid 20 Minuten später da. Ich bin dadurch gestresst, weil mein Kalender ziemlich voll ist und ich daher Zuverlässigkeit brauche. Könnt ihr da beim nächsten Treffen drauf achten?“

3. Beispiel für Ich-Botschaften auf der Arbeit

In einem Feedbackgespräch nennen deine Vorgesetzen Ziele, die du erreichen sollst und gleichzeitig unspezifisch sind.

Du-Botschaft: „Ihr drückt euch unklar aus.“

Ich-Botschaft: „Ihr nennt Ziele ohne konkrete Zahlen. So fühle ich mich überfordert, weil ich mehr Klarheit brauche. Könnt ihr eure Erwartungen noch einmal konkretisieren?“

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4. Beispiel für Ich-Botschaften in der Beziehung

Du spülst abends allein das Geschirr ab.

Du-Botschaft: „Du lässt mich immer alles allein machen!“

Ich-Botschaft: „Ich spüle den dritten Abend in Folge das Geschirr ab. Ich bin genervt, wenn ich das allein erledige und wünsche mir mehr Unterstützung von dir. Kannst du das morgen übernehmen?“

5. Beispiel für Ich-Botschaften in der Beziehung

Dein:e Partner:in lässt Anziehsachen auf dem Schlafzimmerboden liegen.

Du-Botschaft: „Du bist so unordentlich!“

Ich-Botschaft: „Deine Anziehsachen liegen auf dem Boden. Ich fühle mich unwohl, wenn die Sachen da rumliegen, weil ich es gerne ordentlich habe. Bist du bereit, sie in den Schrank zu räumen?“

6. Beispiel für Ich-Botschaften in der Beziehung

Dein:e Partner:in erzählt ausgiebig vom Tag und fragt dich nichts zu deinem.

Du-Botschaft: „Du redest nur von dir!“

Ich-Botschaft: „Du erzählst viel von deinem Tag und stellst mir keine Frage. So fühle ich mich übergangen, denn mir ist wichtig, dass wir uns miteinander austauschen. Magst du mich auch etwas zu meinem Tag fragen?“

3 hilfreiche Übungen für Ich-Botschaften

Bis du Ich-Botschaften ganz natürlich in deinem Alltag nutzt, brauchst du etwas Übung. – Denn die wenigsten von uns sind es gewohnt, so zu sprechen. Doch es ist auf jeden Fall möglich, Ich-Botschaften regelmäßig einzubauen und so deine gesamte Kommunikation zu verbessern.

Diese 3 einfachen Übungen helfen dir dabei:

1. Übung für Ich-Botschaften: „Tagebuch“ schreiben

Reflektier täglich eine schwierige Situation. Schau, wo eine passende Ich-Botschaft diese eventuell entspannt hätte und schreib sie auf. So schulst du deinen Blick für Ich-Botschaften und deren Einsatz.

2. Übung für Ich-Botschaften: Du- in Ich-Botschaften umwandeln

Schreib typische Du-Botschaften auf, die immer wieder in deinem Alltag vorkommen. Das könnte sein: „Du bist so unordentlich“ oder „Nie hörst du mir zu“.  Wandle sie dann in Ich-Botschaften um und sprich sie laut vor. So hast du sie schon einmal geübt und eher in Konfliktsituationen parat.

3. Übung für Ich-Botschaften: Gefühle und Bedürfnisse lernen

Besorg dir eine Liste voll mit Gefühlen und Bedürfnissen oder schreib sie selbst. Zu jedem Gefühl und Bedürfnis notierst du eigene Beispiele als Ich-Botschaft. Häng die Liste dann an einen Platz in deinem Zuhause, wo sie gut sichtbar ist. So erweiterst du automatisch deinen Gefühls- und Bedürfniswortschatz und hast sie präsenter im Kopf.

3 hilfreiche Übungen für Ich-Botschaften

Fazit

Ich-Botschaften sind ein kraftvolles Werkzeug, um klar und respektvoll in den Austausch zu gehen. Sie helfen dir, deine Gefühle und Bedürfnisse sichtbar zu machen, ohne dein Gegenüber anzugreifen. Denn du bleibst bei dir und deiner eigenen Wahrnehmung. So entstehen mehr Verständnis und echte Verbindung.

Wichtig ist, dass du die Haltung hinter Ich-Botschaften verstehst: Es gibt nicht nur eine Wahrheit, sondern mehrere. Dann ist es auch total in Ordnung, wenn du nicht jeden Satz laut der 4 Bausteine aufbaust. Wenn du dir Unterstützung dabei wünschst, um Ich-Botschaften in deine Kommunikation einzubauen, buch dir gerne ein gratis Klarheitsgespräch bei mir. Ich helfe dir gerne!

FAQ – Häufige Fragen zu Ich-Botschaften

Was sind Ich-Botschaften?

Bei Ich-Botschaften geht es darum, dass du aus deiner Perspektive sprichst und das mit dem Wort „Ich“ deutlich machst. Alles andere ist nämlich reine Vermutung und klingt oft wie ein Vorwurf. Dadurch fühlt sich dein Gegenüber womöglich angegriffen oder verletzt.

Ein Beispiel: Statt „Du bist unaufmerksam.“ sagst du: „Ich rede und du schaust auf dein Handy. So fühle ich mich nicht ernst genommen.“

Warum sind Ich-Botschaften wichtig?

Ich-Botschaften sind wichtig für ein wertschätzendes Gespräch auf Augenhöhe, denn:

  • Du bleibst bei deiner Sicht der Dinge und drückst trotzdem klar aus, was in dir vorgeht.
  • Da Ich-Botschaften nicht den Fokus auf dein Gegenüber legen, sondern auf dich selbst, wirken sie deeskalierend.
  • Durch Ich-Botschaften reflektierst du deine Gefühle und Bedürfnisse und hast so mehr Klarheit.

Wann benutzt man Ich-Botschaften?

Ich-Botschaften sind für jeder Art von Gespräch wertvoll, denn du bleibst bei dir und deiner Wahrnehmung. So fühlt sich dein Gegenüber nicht angegriffen und ein respektvoller Austausch ist möglich.

Das hilft dir nicht nur bei Gesprächen im privaten Bereich wie in deiner Beziehung, mit deiner Familie oder unter Freund:innen. Sondern genauso im beruflichen Kontext wie bei einem Teammeeting, einem Feedbackgespräch mit deinen Vorgesetzten oder einem Austausch mit Kund:innen.

Willst du klar kommunizieren und dich beim Sprechen wohl fühlen? Dann werde Teil meines Newsletters „Bewusste Kommunikation“. Jede Woche erhältst du eine E-Mail von mir für deine klare und (selbst-)bewusste Kommunikation. 

Sabrina Adams
Sabrina Maru Adams

Expertin für Stimme und Kommunikation, Wirtschaftspsychologin (M.Sc.) und Logopädin.

Ich liebe Menschen und ihre Einzigartigkeit. Seit 2011 begleite ich Selbstständige und Angestellte auf ihrem Weg zu einer klaren und selbstbewussten Kommunikation, die zu ihnen passt. Damit sie mit ihrer Persönlichkeit begeistern. Du bist wertvoll, genauso, wie du bist und kannst Wertvolles erschaffen, wenn du dich selbst zum Ausdruck bringst. Erfahre mehr über mich und hör in meinen Podcast rein.

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