Sie sind so beliebt, es gibt zahlreiche von ihnen und ich hatte damit schon immer meine Schwierigkeiten: Modelle. Wie du weißt, hinterfrage ich einfach alles und möchte das Warum dahinter erfahren.
Modelle kommen mit meinem Wert der Individualität nicht so ganz zusammen. Ich habe ja meinen Master in Wirtschaftspsychologie und eine Ausbildung in der Logopädie gemacht. Hier gab es auch schon zahlreiche Modelle, wie es gerade in der Psychologie so üblich ist.
Vor allem im Coachingmarkt gibt es unendlich viele zum Thema Persönlichkeit und auch zur Kommunikation. Heute möchte ich dir gerne zeigen, warum ich Haltungen statt Modellen bevorzuge und welche Schwierigkeiten ich mit den verschiedenen Modellen habe.
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Mehr InformationenWarum gibt es so viele Modelle und warum sind sie so beliebt?
Ich habe mich gefragt, warum wir Modelle so gerne mögen. Es gefällt uns, wenn komplexe Zusammenhänge vereinfacht dargestellt werden. Genau das schafft ein Modell. Es bricht Themen auf eine einfache Art und Weise herunter. Das vereinfacht es uns, diese Dinge zu verstehen.
Es ermöglicht vor allem ganz vielen Menschen, ein Thema zu verstehen. Das funktioniert sogar, wenn sie sich gar nicht intensiv mit damit auseinandersetzen möchte. Eine eigentlich großartige Möglichkeit, Themen an viele Menschen heranzutragen, ohne dass sie extrem tief eintauchen müssen. Wir alle lieben es, wenn wir etwas vereinfacht bekommen.
Gerade für Seminararbeiten, Workshops oder Gruppenprogramme sind Modelle großartig. Damit erreiche ich eben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Jeder wird es verstehen, da ja dieses komplexe Thema einfach dargestellt und heruntergebrochen wird.
Aber warum habe ich damit so meine Schwierigkeiten?
Ich vermute, es ist meinem Wert der Individualität geschuldet. Ich liebe die Individualität und ich liebe es, dass wir Menschen individuell betrachten. Ich finde gerne heraus, wer die Person ist, die mir gegenüber sitzt und welche Persönlichkeit und Einzigartigkeit dieser Mensch hat.
Ein Modell schafft das einfach nicht. Vor allem Modelle im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Denken wir an klassische Modelle wie das Testmodell. Dann gibt es den roten, blauen, gelben oder grünen Typen. Hier kann ich mich einordnen, welcher Typ ich bin.
Wenn ich das schon höre, bekomme ich innerlich echt die Krise. Ich denke mir immer, dass ich kein Typ in einer bestimmten Farbe bin, sondern einfach nur ich.
Wenn jetzt bei diesem Test rauskäme, dass du ein blauer Typ bist, kannst du doch nicht genau derselbe blaue Typ sein, wie eine andere Person. Du bist du und dich gibt es nur einmal auf dieser Welt. Du bist einzigartig und ich bin einzigartig. Ein Modell kann niemals die Einzigartigkeit von uns darstellen. Wie soll das dann funktionieren?
Modelle lassen uns den Blick für die Individualität verlieren
Meine Erfahrung zeigt, wenn wir sehr tief mit diesen Modellen arbeiten oder wir aus diesen Modellen heraus denken, dass wir dann gar nicht mehr den Blick für das Individuelle haben. Wir haben nicht mehr den Blick für unsere Einzigartigkeit und die Einzigartigkeit unseres Gegenübers.
Wir wollen gar nicht mehr hinhören und hinschauen, wer das denn ist, was diese Person sagt, was das für ein Mensch ist. Wir wissen gar nicht, wie wir die Person erleben und wie sie sich zeigt. Um das zu erfahren, muss ich ganz offen auf diesen Menschen blicken und hinhören.
Möchte ich die Typenfarbe herausfinden, denke ich ja nur in diesen Kategorien. Sobald ich dann irgendwelche Merkmale an diesen Menschen entdecke, ordne ich das einem dieser Typen zu. Dann setzt sich mein Bild zusammen und ich stecke andere Menschen in eine Art Schublade. Ich habe sofort ein Bild davon, was das für ein Mensch ist und wie die Persönlichkeit ist.
Von diesem Schubladendenken halte ich aber gar nichts. Ich möchte wissen, was das wirklich für ein Mensch ist.
Wenn Menschen Modelle entwickeln, möchten sie komplexe Dinge einfach skizzieren. Wohlwissend, dass ein Modell niemals diese Komplexität und Individualität abbilden kann. Das ist überhaupt nicht möglich. Wie wir damit dann allerdings mit diesen ganzen Modellen umgehen, ist fatal.
Vor allem Persönlichkeitsmodelle finde ich schrecklich
Bleiben wir bei dem Beispiel Persönlichkeitsmodelle. Hier wird gerne gesagt, du sollst deinen Typen herausfinden und den deines Gegenübers. Ich kann aber anhand dessen, wie sich dieser Mensch in dem Moment gerade zeigt, eigentlich gar nicht herausfinden was für ein Typ er oder sie ist. Vor allem: Was ist die Absicht dahinter, diesen Typen herauszufinden? Was habe ich dann davon?
Dir wird gesagt, sobald du das herausfindest, weißt du, wie du mit diesem Menschen sprechen musst. Dann weißt du, wie du mit diesem Menschen am besten umgehst.
Hier bekomme ich dann noch mehr die Krise. Uns wird also gesagt, wie wir mit dem jeweiligenTypen umgehen sollen? Wir sollen alle Menschen nur in diese wenigen Typen einteilen? Das zeigt mir persönlich schon einmal, wie absurd das alles ist.
Was hat all das denn noch mit uns Menschen, unserer Persönlichkeit und Individualität zu tun? Und mit wirklichem Interesse an meinem Gegenüber? Ich sollte doch vielmehr auf die Reaktionen angemessen reagieren.
Sonst passe ich meine Kommunikation nur noch an die vermeintlich zutreffende Kategorien an. Stattdessen kann ich anderen Menschen doch auch mit einer Offenheit, Neugierde und Interesse begegnen. So kann ich herausfinden, wie sich dieser Mensch in einem Moment wirklich zeigt.
Dann bekomme ich ein echtes Gefühl für die Person und kann genau darauf eingehen. Anschließend sehe ich wiederum, wie die Person darauf reagiert. Dann ist es eine Begegnung und Kommunikation von Person zu Person und nicht von Typ X zu Typ Y.
Modelle sind aber so schön einfach – stimmt das?
Ein Einwand wäre, dass nicht jeder sofort herausfinden kann, was das Gegenüber gerade für eine Art von Kommunikation benötigt. Immerhin ist es ja viel leichter, andere Personen in wenige, vorgegebene Kategorien bzw. Typen einzuordnen.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob es wirklich leichter ist. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir nicht nur ein bestimmter Typ sein können. Wir sind individuell und einzigartig. Ich finde es wesentlich leichter, unsere Fähigkeiten und unser Einfühlungsvermögen zu trainieren. Das gelingt uns, indem wir im Alltag immer wieder offen sind, uns anderen zuwenden, wirklich aufmerksam sind und andere verstehen wollen.
Das heißt natürlich nicht, dass Modelle grundsätzlich schlecht sind. Ich habe selbst in meiner Masterarbeit ein Kommunikationsmodell entwickelt und sie vereinfachen tatsächlich einiges. Ich finde es nur für mich selbst besser, jeden Menschen individuell zu betrachten.
Mein entwickeltes Kommunikationsmodell baut auf einem Modell von Carl Rogers auf (klientenzentrierte Gesprächsführung). Hierbei geht es nicht um eine Methode, die man anwendet. Es sind vielmehr 3 Haltungen, damit ein Gespräch gelingen kann. Mehr dazu findest du gerne in meinem verlinkten Blogartikel.
Der Unterschied zwischen einer Haltung und einem Modell
Eine Haltung ist eine innere Überzeugung und Einstellung. Wenn ich Empathie als Haltung verinnerliche, mich meinem Gegenüber einfühlsam zuwende, ist es meine Überzeugung. Ich wende es nicht wirklich an, sondern begegne und kommuniziere aus dieser Haltung. Wenn ich etwas aus einer Haltung heraus tue, tue ich es auch konstant und zuverlässig. Ich zeige mich meinem Gegenüber in jedem Moment empathisch, weil es meine feste Überzeugung ist.
Agiere ich aus einer Haltung heraus, folgen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch meine Stimme und Körpersprache. Deine Haltung wird somit hör- und sichtbar. Ich bin zudem viel präsenter im Hier und Jetzt.
Ein Modell funktioniert nur, wenn ich es auch anwende. Selbst, wenn ich nicht davon überzeugt bin, kann ich es anwenden. Das funktioniert bei einer inneren Haltung nicht. Ein Modell kannst du wie eine Checkliste verstehen, die du einfach nur abhakst.
Das aktive Zuhören kannst du beispielsweise als Methode anwenden. Dazu zählen unter anderem Blickkontakt und das Wiederholen von Äußerungen. Wendest du das an, möchtest du deinem Gegenüber deine Aufmerksamkeit zeigen. Du konzentrierst dich richtig darauf, Blickkontakt zu halten und Äußerungen zu wiederholen. Das ist ein typisches Anwenden. Leider ist das sehr unnatürlich und nicht echt.
Du kannst das aktive Zuhören aber auch einfach verinnerlichen. Du weißt davon, hast das Bewusstsein dafür und kannst den Blickkontakt aus ehrlichen Gefühlen halten, statt etwas aus Zwang anzuwenden.
Sobald du etwas bewusst anwendest, bist du nicht mehr in diesem tiefen, persönlichen Austausch.
Fazit: Es gibt verschiedene Typen unter uns Menschen, aber dennoch ist jeder individuell
Grob können wir natürlich klassifizieren. Wir alle kennen Menschen, die vielleicht eher kreativ sind, sachlich, lebendig, feinfühlig oder emotional. Es gibt auf jeden Fall Unterschiede und das Wissen kann uns schon mal helfen. Aber in der persönlichen Begegnung dürfen wir genauer hinsehen, wie sich diese Menschen wirklich zeigen.
Wie sieht es bei dir aus? Magst du Modelle? Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, warum du Modelle gut leiden kannst oder warum nicht. Ich freue mich wie immer auf den Austausch mit dir.